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Los 6074Stöhr, Philipp
Madonna mit Kind in römischer Campagna-Landschaft
Auktion 109
Ergebnis (inkl. Aufgeld) *
9.375€ (US$ 10,417)
Madonna mit Kind in römischer Campagna-Landschaft.
Öl auf Holz, stellenweise goldgehöht. 43 x 28,9 cm. Signiert und datiert unten Mitte "P. Stöhr f. Roma 1819".
Die einschlägigen Künstlerlexika von Nagler, Boetticher oder Thieme/Becker geben nur spärliche Informationen zu Gerhard Philipp Stöhr. Sein feinsinniges, 1826 datiertes Selbstbildnis übermittelt uns Hans Geller in seiner verdienstvollen Publikation Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom (Berlin 1952, S. 108, Kat.Nr. 1396, Abb. 535, Privatsammlung Erlangen). Es ist jedoch vor allem seiner unterfränkischen Heimatstadt Gerolzhofen zu verdanken ihn mit einer Gedächtnisausstellung und mit einem Katalog samt Werkverzeichnis der Vergessenheit entrissen zu haben (Ausst.Kat.: 1793-1856. Philipp Stöhr Gedächtnisausstellung. Gemälde und Zeichnungen, Museum „Altes Rathaus“ Gerolzhofen, Städtische Galerie Würzburg 1979).
Früh macht sich Stöhrs Begabung bemerkbar. Nach vierjährigem jugendlichen Zeichenunterricht in Würzburg schreibt er sich 1812 an der Akademie der bildenden Künste in Wien ein. Beherrscht wird sie damals vom eklektizistischen Barock-Klassizismus Heinrich Friedrich Fügers. Zwei Jahre zuvor schon hatten Friedrich Overbeck, Franz Pforr, Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger diese Enge Richtung Rom verlassen, um dort die verehrten italienischen Vorbilder studieren zu können. Mit deren religiös motiviertem Erneuerungsideal kam Philipp Stöhr sicherlich durch den in Wien zurückgebliebenen Mitbegründer des Lukasbundes, Joseph Sutter, in Berührung. 1816 kehrt Stöhr in seine fränkische Heimat zurück. Bereits im folgenden Jahr stellt er bei der königlichen Landesdirektion in Würzburg ein Gesuch um Unterstützung zu einer weiteren Ausbildung in Italien. Im Sommer 1817 begibt er sich über München und Florenz nach Rom. Durch Schnorr von Carolsfelds Briefe aus Italien sind wir über Stöhrs Aufenthalt in Florenz informiert. Er berichtet u.a., daß Stöhr im Palazzo Pitti die Madonna della Sedia Raffaels kopiert. In Florenz begegnet er auch dem Dichter Friedrich Rückert. Fünf erhaltene Skizzenbücher aus den beiden italienischen Jahren geben durch genau datierte Landschaftsstudien mit Ortsbezeichnungen einen recht guten Überblick über seine Reiserouten und -ziele, die ihn in die Campagna und die Umgebung von Neapel führen. Zum anderen bilden sie durch Porträtzeichnungen seinen Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis ab. Im Frühjahr 1820 kehrt Philipp Stöhr dann zunächst für drei Jahre nach Wien zurück. Dort kann er 1822 in der Jahresausstellung der Akademie drei Gemälde ausstellen (Gerolzhofen, op.cit., S. 15). 1824 schließlich läßt er sich mit seiner jungen Familie endgültig in Würzburg nieder, wo er bis zu seinem Tod 1856 sein gesichertes Auskommen als königlicher Universitätslehrer und später Professor für höhere Zeichenkunst findet. Das erklärt, weshalb sich das überlieferte malerische Werk in den letzten drei Lebensjahrzehnten auf spätbiedermeierliche Porträts - vor allem der engeren Verwandtschaft - beschränkt. Ein vor 1835 geschaffenes Haupt-Altarblatt mit einer Verkündigung für die Ursulinen-Klosterkirche in Würzburg wird beim Bombenangriff auf Würzburg am 16.März 1945 zerstört.
Zum Zeitpunkt der Stöhr-Gedächtnisausstellung 1979 war das vorliegende Gemälde nur noch in Photographien überliefert und galt als verschollen. Die im Werkverzeichnis versuchte Datierung „Wien um 1822/23“ beruht wahrscheinlich auf dem Vergleich mit einer vielgelobten Lithographie dieser Jahre, die Raffaels Madonna del Granduca (ebenfalls im Palazzo Pitti, Florenz) nach einer Zeichnung Philipp Stöhrs wiedergibt (Gerolzhofen, op.cit., S. 29, Kat. 9). Wie aber die unscheinbare Signatur verrät, entsteht unser Gemälde bereits 1819 in Rom. Mit seiner auf Raffael zurückgehenden strengen und scharfen Linearität des Konturs, der kühlen, pastelligen Farbgebung des Lokalkolorits einerseits, und in der andächtigen und in sich versunkenen Beseeltheit der Muttergottes andererseits, finden sich in unserem Gemälde alle typischen Merkmale nazarenischer Kunst in bemerkenswerter Qualität. Im schmalen erhaltenen malerischen Œuvre Philipp Stöhrs stellt das Werk sicherlich einen Höhepunkt seines Schaffens dar.
Literatur: Ausst.Kat.: 1793-1856. Philipp Stöhr Gedächtnisausstellung. Gemälde und Zeichnungen, Museum „Altes Rathaus“ Gerolzhofen , Städtische Galerie Würzburg 1979, S.31, Kat.Nr.17 (Abb.) (als ‚verschollen‘)
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“
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